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dmexco 2015: So trainieren Sie digitale Transformation

dmexco Umfrage

Ein Grund, warum ich nach Köln zur dmexco fahre, sind die vielen Vorträge. Vor drei Jahren war ich zum ersten Mal dort und geflasht vom Auftreten der Googles und Facebooks dieser Welt. Auch dieses Jahr gab es viel großes Kino auf imposanten Bühnen und die neusten Erfahrungen erfolgreicher Online-Marketer.

Wenn es um digitale Strategie und Transformation geht, waren die Statements und Meinungen jedoch nahezu unverändert. Doch es war gut, die wichtigen Punkte nochmals so breit gefächert aus aller Munde zu hören.

Am Anfang hat mich das Ergebnis der Befragung des Publikums in der Debate Hall etwas erstaunt: siehe Grafik.

Es sind sich also alle einig: Die Menschen sind der Dreh- und Angelpunkt bei digitalen Veränderungen. Ohne den Einsatz cleverer Mitarbeiter bringt auch die beste Software keinen Nutzen, geschweige denn mehr Marktanteile. Klingt logisch. Da würden vermutlich auch die 4 % kein Veto einlegen.

Trotzdem erlebe ich die Realität anders. Bei eigentlich all meinen vergangenen, aber auch aktuellen Projekten, liegt sehr viel Fokus auf Technik. Die Umfrageergebnisse müssten also genau anders rum sein: 64 % Technik, 4 % Menschen… Ok, keine Frage – das geht nicht! Welcher Marketingleiter würde behaupten, dass die Technik wichtiger sei als seine Mitarbeiter.

Bleibt die Frage, treibt wirklich die Strategie die Technik oder nicht doch die Technik die Strategie? Kann man es so Schwarz-Weiß sehen? Ist das eine falsch und das andere richtig? Ich glaube, es ist doch wieder mal komplizierter.

Weil Technik fasziniert. Der Stand von BMW auf der dmexco war eigentlich gar kein Stand. Es stand lediglich das neue 7er Modell rum, rundum vernetzt und „interaktiv“. Das reichte, um auch technikaffine Fahrradfahrer mit den neuen digitalen Möglichkeiten der Automobilindustrie zu faszinieren.

Und weil die Geschäftswelt immer noch überwiegend männlich geprägt ist. Männer sind bekannterweise doch ein bisschen Technik verliebter, als die meisten Frauen. „Wir rollen gerade Salesforce weltweit aus“ kommt auch wirklich besser als „wir haben Coaches engagiert, die unseren langjährigen Mitarbeitern die digitale Denke beibringen, damit sie durch die ganzen Chance- und Integrationsprozesse nicht ständig krank machen“.

Wenn ein Software-Projekt nicht den gewünschten Erfolg bringt, lässt es sich leicht sagen, dass es „an den Schnittstellen“, „an der IT-Infrastruktur“, „an den Indern“ (die so schlecht implementiert haben), gelegen hat.

Trotzdem, die dmexco-Redner sind sich einig: „Die Offenheit für Veränderung muss von ganz oben getrieben werden und es muss eine digitale Kultur geschaffen werden. Die Technologie gibt den Weg vor, was die Menschen nicht mögen. Denken zu verändern ist anstrengend und Zeit braucht“, sagt Markus Haas, Telefonica. Jessica Federer, Bayer: „Digital is a people topic, not a technology topic. It takes time for the organization to change“.

Unten ankommen tut es aber immer noch viel zu wenig. Von den Zeitplänen digitaler Projekte kann einem schnell schwindlig werden. Veränderungen generell, und vielleicht die Digitalen im Besonderen, bringen eine Menge Unsicherheit mit. Digital Business ist Testen, Launchen, Scheitern, Neumachen, Testen, Relaunchen, Adaptieren. Oft ein Schritt vor, zwei zurück. Ein Ende ist nicht in Sicht. Sich dem zu entziehen, geht auch nicht. Thomas Strerath von Jung v. Matt sagt, “wir arbeiten bei manchen Projekten 20 % schöpferisch, 80 % administrativ. Eine Bannerkampagne, die 12 Wochen Entwicklung braucht, ist nicht mehr digital.“

Leider gibt es keine Pille gegen Unsicherheit und fehlendes Wissen. Digitales Marketing ist Schweiß treibend wie im Fitnessstudio: Trainereinweisung, individueller Trainingsplan und trainieren, trainieren, trainieren. Regelmäßig mit einer Trainerstunde gegen checken, den Plan adaptieren und siehe da: das bringt was. Wenn Sie digital gar nicht fit werden wollen, sind unregelmäßige Facebook-Posts und ab und zu ein paar Google Adwords Schaltungen fürs Gewissen ok. Große Sprünge für Ihr Unternehmen sind damit allerdings nicht drin.

Für alle Digital-Sportler empfehle ich folgendes Rezept:

  • Strategieplan entwickeln: Was wollen Sie mit digitalem Marketing bewirken? Welches Geschäftsfeld oder welche Zielgruppe wollen Sie ‚digital‘ bearbeiten?
  • Taktik ausarbeiten: Mit welchen digitalen Kanälen und Maßnahmen können Sie Ihre Ziele erreichen?
  • Realistisch sein: Was können Sie mit den verfügbaren Ressourcen erreichen?
  • Menschlich sein: Welche Unterstützung brauchen Ihre Mitarbeiter, damit der Plan klappen kann?
  • Leben Sie digitales Marketing vor: Schreiben Sie Blogbeiträge, twittern Sie. Verhalten Sie sich gegenüber Ihren Kunden in der digitalen Welt genauso, wie wenn sie Ihre Geschäftsräume betreten.
  • Verschieben Sie nicht auf morgen, fangen Sie JETZT an!

Was glauben Sie, was es für einen irren Spaß es macht, wenn Sie den ersten Trainingseffekt feststellen!? Wenn Sie positives Feedback von Kunden auf Facebook oder eine Anfrage bekommen, weil Ihre Website so übersichtlich und ansprechend ist. Eines meiner Erlebnisse war, als ich gesehen habe, dass ich mit meinem wichtigsten Keyword in Google vor Adobe auftauche. Dann steckt man auch viel leichter mal eine Zerrung weg. 😉